Menschenwürdige Arbeit an Lieferanten kommunizieren
Wann und wie zu menschenwürdiger Arbeit kommuniziert werden kann
Die Einhaltung sozialer Standards könnte in die Auswahlkriterien für neue Lieferanten aufgenommen werden, wodurch sichergestellt würde, dass neue Lieferanten das Engagement Ihres Unternehmens für menschenwürdige Arbeit teilen.
Einen Dialog zum Thema menschenwürdige Arbeit mit Ihren Zulieferern zu etablieren erfordert Zeit und Ressourcen. Sprache, Technologie, Geographie (d.h. verschiedene Zeitzonen) sind einige der Aspekte, die Herausforderungen darstellen können. Darüber hinaus sind viele Risiken im Zusammenhang mit menschenwürdiger Arbeit schwer zu erkennen (Kinderarbeit wird beispielsweise oft als "versteckter Verstoß" verstanden und von den meisten Audits höchstwahrscheinlich nicht aufgegriffen) und liegen oft tiefer in Ihrer Lieferkette. Komplexe und intransparente Lieferketten können diese Aufgabe erschweren.
Teilen Sie dieses Toolkit mit Ihren Lieferanten und ermutigen Sie sie, es mit Blick auf ihre eigenen Lieferanten zu verwenden.
Bevor Sie eine vertragliche Vereinbarung treffen, sollten Sie auch die Policy oder den Verhaltenskodex Ihres Unternehmens zum Thema teilen und erläutern, um zu verdeutlichen, welche Werte und Erwartungen Sie an die Lieferanten haben. Wenn Sie Ihre Lieferanten um ihr Engagement bitten, wird es Ihnen später leichter fallen, mögliche Probleme zu menschenwürdiger Arbeit anzusprechen.
Kommunikationskanäle
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie Lieferanten über menschenwürdige Arbeit informieren können, z.B.:
- In der regelmäßigen Unternehmenskommunikation mit Ihren Lieferanten oder auf Konferenzen mit Zulieferbetrieben
- Bei individuellen Lieferantenbesprechungen vor, während oder nach Vertragsschluss
- Bei Vor-Ort-Besuchen
- Durch Online-Ausschreibungsverfahren, sofern vorhanden
- Durch Sensibilisierungs- und Schulungsformate
Mit WEM sollten Sie kommunizieren?
Sie können damit beginnen, einige wichtige oder strategische Direktlieferanten auszuwählen, die den Ruf eines höheren Risikos für Defizite bei menschenwürdiger Arbeit haben (z.B. Lieferanten eines Produkts, von dem bekannt ist, dass es mit einem höheren Risiko behaftet ist). Die Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht in der Lieferkette wird Unternehmen dabei helfen, zu verstehen und zu erkennen, wo die größten Risiken liegen.
WIE sollten Sie kommunizieren?
Bei der Behandlung des Themas menschenwürdige Arbeit mit Lieferanten geht es sowohl darum, WIE Sie Ihre Botschaften vermitteln, als auch darum, WAS Sie sagen. Das richtige Umfeld, die richtige Zeit, der richtige Ton und der richtige Ansatz helfen Ihnen, größere und schnellere Fortschritte zu erzielen. Vertrauen ist der Schlüssel in diesem Prozess - Sie sollten Ihrem Lieferanten erklären, dass es sich um eine geteilte Verantwortung handelt - Sie sind auch verpflichtet, Ihren Teil dazu beizutragen.
Wenn Sie mit Kommunikationsherausforderungen konfrontiert sind, die beispielsweise Unterschiede im Verständnis von, in den Erwartungen an oder in der Unterstützung für menschenwürdige Arbeit beinhalten könnten, denken Sie darüber nach, wie Sie einen vertrauensvollen Rahmen für Gespräche über menschenwürdige Arbeit schaffen können. Die Vertrauensbildung wird Zeit und Investitionen erfordern; dies ist keine leichte Aufgabe. Überlegen Sie sich einige der folgenden Fragen, um Ihre besondere Beziehung zu Lieferanten zu verstehen:
- Welche Bedingungen gelten für die Beziehung zu Ihrem Lieferanten? Einige davon könnten implizit oder nicht anerkannt sein.
- Wo liegen mögliche Hebel und Druckmittel in der Beziehung? Wie könnte dies Ihre Gespräche mit den Lieferanten beeinflussen?
- Was sind Ihrer Meinung nach die Ziele Ihrer Lieferanten? Sie zu beeindrucken? Aufträge zu erhalten? Bestehende Aufträge nicht zu verlieren?
- Welches sind die sprachlichen oder kulturellen Unterschiede, die das Verständnis Ihrer Lieferanten für menschenwürdige Arbeitsbedingungen beeinflussen?
Entdecken Sie weitere Fragen und Themen mit dem Handout Herausforderungen in der Kommunikation.
Hier finden Sie Beispiele für mögliche Differenzen zwischen Ihrem Verständnis und dem Ihrer Lieferanten in Bezug auf die Erwartungen an menschenwürdige Arbeit:
- Es kann eine Lücke zwischen Ihrem Verständnis von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und dem kulturellen und geschäftlichen Kontext, in dem der Lieferant sich bewegt, bestehen
- Unter verschiedenen Zulieferern kann es Unterschiede in ihrem Verständnis menschenwürdiger Arbeitsbedingungen geben, insbesondere bei großen Zulieferern und KMU
- Möglicherweise gibt es sprachliche Probleme, was bedeutet, dass nicht alle Beteiligten Ihre Erwartungen auf die gleiche Weise verstehen - ziehen Sie gegebenenfalls den Einsatz von Übersetzer*innen in Betracht, wo angebracht
- Verweisen Sie auf das nationale Recht und, wo dieses fehlt, auf die einschlägigen international anerkannten Arbeitsnormen
- Vermeiden Sie Fachjargon oder Begriffe, die innerhalb des größeren multinationalen Unternehmens verwendet werden und die denjenigen, die kein Insiderwissen haben, vielleicht nicht vertraut sind
- Überlegen Sie, wie Sie eine alternative Sichtweise dessen anbieten können, was der Lieferant erreichen kann
Themen, die bei der Kommunikation über menschenwürdige Arbeit zu berücksichtigen sind
Strategien zur Bewältigung von Kommunikationsherausforderungen
- Diskussionen über menschenwürdige Arbeit können während Einführungsgesprächen als Teil der Auswahlkriterien für neue Lieferanten stattfinden
- Bei den Verhandlungen handelt es sich oft um unter Zeitdruck stehende, stressige Zeiten, in denen die Lieferanten wahrscheinlich nicht in der Lage sein werden, die Herausforderungen zu erörtern, denen sie im Hinblick auf die Gewährleistung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen gegenüberstehen. Es ist oft besser, das Gespräch zu Ihren Erwartungen an menschenwürdige Arbeitsbedingungen schon vor Vertragsverhandlungen oder Treffen zur Preisgestaltung zu suchen. Dies sind wichtige Informationen für den Lieferanten mit Blick auf die Preisverhandlungen
- Menschenwürdige Arbeit sollte Teil der fortlaufenden Gespräche mit Lieferanten sein
- Erklären Sie, warum Sie das Gespräch führen und was Sie sich davon erhoffen, und zwar so, dass der Lieferant es verstehen kann. Vergewissern Sie sich, dass der Lieferant versteht, dass es sich um eine gemeinsame Anstrengung handelt
- Seien Sie dem Lieferanten gegenüber offen darüber, wie Sie beabsichtigen, die von ihm bereitgestellten Informationen zu verwenden, und stimmen Sie in den Gesprächen der Vertraulichkeit zu
- Teilen Sie Ihre eigenen Erfahrungen mit (geben Sie z.B. ein Beispiel dafür, was Ihr Unternehmen zur Förderung menschenwürdiger Arbeit unternimmt; erklären Sie gegebenenfalls, dass Fragen zu menschenwürdiger Arbeit, Menschenrechten und Nachhaltigkeit von Ihren Investor*innen und/oder Unternehmenseigner*innen kommen)
- Zeigen Sie Respekt - hören Sie zu, achten Sie auf Ihren Tonfall, trennen Sie die Person vom Problem
- Behandeln Sie dies als einen Dialog, nicht als ein einzelnes Gespräch. Offenheit wird mit der Zeit aufgebaut
- Zeigen Sie die Verhaltensweisen, die Sie von Lieferanten erwarten. Indem Sie die Lieferanten mit Würde und Respekt behandeln, werden sie aus erster Hand erfahren, was von ihnen verlangt wird
Beispiel:
Vertrauen und Engagement sind wesentlich für effektive und wirkungsvolle Beziehungen mit Lieferanten. In einer aktuellen Analyse, die vom NYU Stern Center for Sustainable Business für Ecovadis durchgeführt wurde, zeigten die Ergebnisse, dass nur die Hälfte der Lieferanten das Gefühl hatte, dass die einkaufenden Organisationen, mit denen sie zusammenarbeiten, sich wirklich für Nachhaltigkeit engagieren und aktiv mit ihnen kooperieren. 39 % glaubten, dass "Nachhaltigkeit für ihre Kunden auf dem Papier wichtig ist, sich aber in der Art und Weise, wie sie zusammenarbeiten, in keiner praktischen Weise widerspiegelt".
- Betonen Sie, dass es eine gemeinsame Verantwortung ist, die sie zum Informationsaustausch ermutigen sollte
- Zeigen Sie Neugierde und stellen Sie Fragen
- Ziehen Sie kreative Wege in Betracht, um das Verständnis zu fördern, z.B. durch eine Auszeichnung für die besten Ansätze von Lieferanten zum Thema menschenwürdige Arbeit oder Sensibilisierungsmaßnahmen für die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)
- Stellen Sie Informationen oder Links zur Website Ihres Unternehmens zur Verfügung, die seine Position zu menschenwürdiger Arbeit erläutern
- Diskutieren Sie die Möglichkeiten und potenziellen finanziellen Gewinne - zum Beispiel aus mehr oder längerfristigen Verträgen - die sich durch die Gewährleistung verbesserter Arbeitsbedingungen eröffnen könnten
- Nutzen Sie Ihre Position, unterstützt durch Beispiele dafür, was Ihr Unternehmen und andere gegen kulturelle Barrieren und Druck von Peers unternehmen
- Zeigen Sie, dass ihre Meinung/ihr Feedback von Bedeutung ist und schaffen Sie eine gemeinsame Plattform für Feedback, wie z.B. Technologieanwendungen zur Einbindung von Arbeiter*innen
- Helfen Sie ihnen auf die Erfolgsspur, indem Sie sie unterstützen und ihnen das Engagement für menschenwürdige Arbeit erleichtern
Beispiel:
Die WEST-Prinzipien haben zum Ziel, die Wirkung technologiebasierter Bemühungen zur Identifizierung und Behandlung von Risiken der Auswirkungen auf Arbeitnehmer*innen in globalen Lieferketten zu maximieren. Sie unterstützen die Verabschiedung eines gemeinsamen Rahmens von Richtlinien, um sicherzustellen, dass Technologie für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen eingesetzt wird.